Medikamenten-induzierte Gingivahyperplasie – Was genau ist das?
Eine Gingivahyperplasie kann in seltenen Fällen als Nebenwirkung bei der Einnahme
bestimmter Medikamente auftreten. Die Gingiva beschreibt das Zahnfleisch, welches den
Zahn kragenförmig umgibt. Eine Hyperplasie hingegen ist die Vergrößerung eines Gewebes
oder Organs aufgrund der exzessiven Zunahme der Zellanzahl. Im Falle einer
Gingivahyperplasie ist die Anzahl der bindegewebsbildenden Zellen, den sogenannten
Fibroblasten, erhöht.
Wie äußert sich eine Gingivahyperplasie klinisch?
Liegt eine Gingivahyperplasie vor, so ist das Zahnfleisch vergrößert und die Oberfläche
unregelmäßig erhaben. Die Zahnfleischwucherungen treten oftmals am stärksten zwischen
benachbarten Zähnen auf. Die Ausdehnung variiert, in schweren Fällen kann sich die Gingiva
bis zur Kaufläche erstrecken.
Die alltägliche Mundhygiene und das Putzen der Zahnzwischenräume werden dadurch
erschwert. Zusätzlich kann es zu Einschränkungen der Ästhetik, des Kauvermögens und des
Sprechens kommen.
Welche Medikamente können Auslöser einer Gingivahyperplasie sein?
In der Literatur wird gehäuft von einer Gingivahyperplasie bedingt durch die Einnahme
folgender Medikamente berichtet:
– Immunsuppressiva: Ciclosporin A (Sandimmun®, Neoral®) und Mycophenolatmofetil
(CellCept®)
– Antikonvulsiva: Phenytoin (Phenhydan®), Valproinsäure (Depakine®) und
Carbamazepin (Tegretol®)
– Antihypertensiva der Gruppe der Calciumkanalblocker: Nifedipin (Adalat®) und
Amlodipin (Norvasc®)
Eine Gingivahyperplasie kann wenige Wochen bis Monate nach der erstmaligen Einnahme
des Medikaments auftreten. Warum es bei manchen Patienten zu einer Gingivahyperplasie
bedingt durch die Einnahme gewisser Medikamente kommt und bei anderen nicht, ist bis
heute ungeklärt. Eine genetische Disposition oder eine Veränderung der
Fibroblastenfunktion aufgrund einer vorherigen parodontalen Entzündungen werden als
mögliche Auslöser diskutiert.
Wie kann eine Medikamenten-induzierte Gingivahyperplasie therapiert werden?
In der Literatur sind bis heute nur wenige Studien vorhanden, welche die Therapie der
Medikamenten-induzierten Gingivahyperplasie beleuchten. Zudem ist die Probandenanzahl
der vorhandenen Studien meist gering und ohne Kontrollgruppe. Eine evidenzbasierte
Therapieempfehlung kann somit noch nicht ausgesprochen werden.
Wenn medizinisch möglich, so sollte nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt das die
Gingivahyperplasie auslösende Medikament abgesetzt oder gegen ein anderes Medikament
ausgetauscht werden.

Je nach Ausmaß des Befundes kann zudem zwischen einer nicht-chirurgischen und einer
chirurgischen Therapie gewählt werden. Erstere umfasst eine Entfernung der harten und
weichen Beläge auf den Zähnen, um mikrobielle Reize zu eliminieren. Antimikrobielle
Mundspüllösungen und Antibiotika können dabei unterstützen.
Die chirurgische Therapie umfasst die Entfernung der Zahnfleischwucherungen mittels
Skalpell, Laser oder Elektrotom.
Bei Fragen zu diesem oder weiteren zahnmedizinischen Themen freuen wir uns über Fragen.
Zögern Sie nicht davor auf uns zuzukommen!
Quellen:
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study using spontaneous reporting system databases. J Pharm Health Care Sci, 3:19-19.
Mawardi, H, Alsubhi, A, Salem, N, Alhadlaq, E, Dakhil, S, Zahran, M, Elbadawi, L (2021)
Management of medication-induced gingival hyperplasia: a systematic review. Oral Surg
Oral Med Oral Pathol Oral Radiol, 131 (1):62-72.
Breitung, K, Remmerbach, TW (2010) [Gingival hyperplasia as side effect of the calcium
channel blocker amlodipine]. Schweiz Monatsschr Zahnmed, 120 (6):525-31.

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